
Wie man ein wirkungsvolles Unterstützungsschreiben zur Verhinderung einer Abschiebung verfasst
Die entscheidende Rolle eines Unterstützungsschreibens
Ein Unterstützungsschreiben, oft auch als Charakterreferenz oder Leumundszeugnis bezeichnet, ist ein entscheidendes Dokument im Kampf gegen die Abschiebung einer Person. Während Anwälte die rechtlichen Aspekte eines Falles darlegen, bietet Ihr Brief eine menschliche Perspektive. Er zeichnet ein Bild von der Person jenseits von Aktenzeichen und Paragrafen. Ein Richter oder Einwanderungsbeamter erhält durch Ihr Schreiben Einblicke in den Charakter, die sozialen Bindungen und den Wert, den die Person für ihre Familie und Gemeinschaft darstellt. Ein überzeugend geschriebener Brief kann das Zünglein an der Waage sein und eine Ermessensentscheidung zugunsten der betroffenen Person beeinflussen.
Die Grundlagen: Wer sollte schreiben und in welchem Ton?
Die Auswahl des richtigen Verfassers
Grundsätzlich kann jeder, der die Person gut kennt, einen solchen Brief verfassen. Die Glaubwürdigkeit und der Einfluss des Schreibens hängen jedoch stark von der Beziehung des Verfassers zur betroffenen Person und dessen eigenem Status in der Gesellschaft ab. Ideale Verfasser sind:
- Enge Familienmitglieder: Ehepartner, Eltern, volljährige Kinder oder Geschwister können die familiären Bindungen und die emotionalen sowie finanziellen Härten einer Trennung am besten beschreiben.
- Arbeitgeber und Kollegen: Ein Brief vom Vorgesetzten, der die Arbeitsmoral, Zuverlässigkeit und den Beitrag zum Unternehmen hervorhebt, ist äußerst wertvoll.
- Gemeindemitglieder: Geistliche (Priester, Imam, Rabbi), Trainer von Sportvereinen oder Leiter von Freiwilligenorganisationen können die positive Rolle der Person in der Gemeinschaft bezeugen.
- Freunde und Nachbarn: Langjährige Freunde können ehrliche Einblicke in den Charakter und das tägliche Leben der Person geben.
Ein Verfasser, der selbst Staatsbürger des Landes ist und eine angesehene Position innehat, kann dem Schreiben zusätzliches Gewicht verleihen.
Das richtige Format und der professionelle Tonfall
Ihr Brief ist ein offizielles Dokument und sollte auch so behandelt werden. Halten Sie sich an das Format eines formellen Geschäftsbriefes. Der Ton sollte stets respektvoll, aufrichtig und sachlich sein. Vermeiden Sie Wut, Anschuldigungen oder eine fordernde Haltung gegenüber den Behörden. Das Ziel ist es, zu überzeugen und um wohlwollende Prüfung zu bitten, nicht, Forderungen zu stellen. Emotionalität ist erlaubt, wenn es um die Beschreibung der Härten geht, sollte aber nicht in Sentimentalität oder Dramatik abgleiten.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Verfassen des Briefes
Schritt 1: Die Einleitung – Identifizieren Sie sich und die betroffene Person
Beginnen Sie den Brief mit einer klaren und präzisen Einleitung. Dieser erste Absatz muss alle notwendigen Informationen enthalten, damit der Beamte den Brief sofort zuordnen kann.
- Ihre Vorstellung: Nennen Sie Ihren vollständigen Namen, Ihre Adresse und Ihren Status (z. B. „Ich bin deutscher Staatsbürger und wohne in der Musterstraße 1, 12345 Musterstadt.“).
- Beziehung zur Person: Erklären Sie Ihre Beziehung zur Person, für die Sie schreiben (z. B. „Ich schreibe diesen Brief zur Unterstützung meines Freundes und Nachbarn, Herrn Klaus Schmidt.“).
- Daten der betroffenen Person: Geben Sie den vollständigen Namen der Person und, falls bekannt, deren Aktenzeichen (oft A-Nummer oder eine ähnliche Kennung) an. Beispiel: „Dieser Brief bezieht sich auf Klaus Schmidt, A-Nummer: 123-456-789.“
- Dauer der Bekanntschaft: Geben Sie an, wie lange Sie die Person schon kennen. „Ich kenne Herrn Schmidt seit über zehn Jahren.“
Schritt 2: Der Hauptteil – Positive Charaktereigenschaften mit Beispielen belegen
Dies ist das Herzstück Ihres Briefes. Anstatt allgemeiner Floskeln wie „Er ist ein guter Mensch“ müssen Sie konkrete Beispiele und Anekdoten liefern, die seine positiven Eigenschaften untermauern. Konzentrieren Sie sich auf Qualitäten, die für einen Richter relevant sind:
- Ehrlichkeit und Integrität: „Als Herr Schmidt neulich eine Brieftasche mit einer erheblichen Menge Bargeld auf dem Parkplatz fand, zögerte er keine Sekunde und gab sie bei der Polizei ab. Dies zeigt seine außerordentliche Ehrlichkeit.“
- Arbeitsmoral und Fleiß: „Als sein Arbeitgeber kann ich bezeugen, dass Herr Schmidt unser zuverlässigster Mitarbeiter ist. Er ist immer pünktlich, übernimmt freiwillig zusätzliche Schichten und seine Arbeit ist stets von höchster Qualität.“
- Familiensinn und Hingabe: „Ich sehe täglich, wie hingebungsvoll sich Herr Schmidt um seine beiden kleinen Kinder kümmert. Er hilft ihnen bei den Hausaufgaben und ist eine konstante, liebevolle Präsenz in ihrem Leben.“
- Hilfsbereitschaft: „Nachdem unser älterer Nachbar einen Unfall hatte, hat Herr Schmidt wochenlang unentgeltlich dessen Einkäufe erledigt und den Rasen gemäht.“
Schritt 3: Die Bedeutung für Familie und Gemeinschaft aufzeigen
Beschreiben Sie die zentrale Rolle, die die Person im Leben anderer spielt. Dies hilft dem Richter, die weitreichenden Konsequenzen einer Abschiebung zu verstehen. Erläutern Sie, wie eine Abschiebung das soziale Gefüge zerstören würde. Ist die Person der Hauptverdiener der Familie? Kümmert sie sich um kranke Angehörige oder minderjährige Kinder, die die Staatsbürgerschaft besitzen? Ist sie ein aktives Mitglied in einem Verein oder einer Kirchengemeinde? Jedes Detail, das die positive Verankerung in der Gesellschaft zeigt, ist wichtig.
Beispiel: „Seine Abschiebung würde für seine Frau und seine beiden schulpflichtigen Kinder, die deutsche Staatsbürger sind, eine extreme Härte bedeuten. Als Alleinverdiener sichert er den Lebensunterhalt der Familie. Ohne sein Einkommen wären sie unmittelbar von Armut bedroht und auf staatliche Hilfe angewiesen.“
Schritt 4: Der Abschluss – Eine klare Bitte und die eidesstattliche Versicherung
Beenden Sie den Brief mit einer höflichen und direkten Bitte an den Richter. Bitten Sie ihn, sein Ermessen auszuüben („prosecutorial discretion“) und von einer Abschiebung abzusehen. Fassen Sie Ihre Unterstützung kurz zusammen.
Der wichtigste Teil des Abschlusses ist eine Erklärung unter Eid. Diese versichert, dass Ihre Aussagen der Wahrheit entsprechen. Ohne eine solche Klausel verliert der Brief erheblich an Gewicht.
Formulieren Sie es so: „Ich erkläre unter Eid, dass die in diesem Brief gemachten Aussagen nach bestem Wissen und Gewissen wahr und zutreffend sind.“
Schließen Sie mit einer Grußformel wie „Mit freundlichen Grüßen“, gefolgt von Ihrer handschriftlichen Unterschrift. Darunter sollten Sie Ihren Namen nochmals in Druckbuchstaben schreiben, zusammen mit Ihrer vollständigen Adresse und Telefonnummer. Eine notarielle Beglaubigung der Unterschrift ist nicht immer zwingend, kann die Glaubwürdigkeit aber weiter erhöhen.
Wichtige Tipps und zu vermeidende Fehler
- Seien Sie ehrlich: Lügen oder Übertreibungen können den Fall ernsthaft gefährden.
- Halten Sie sich kurz: Ein bis zwei Seiten sind ideal. Richter haben wenig Zeit.
- Sprechen Sie sich ab: Koordinieren Sie Ihr Schreiben mit dem Anwalt der Person, um sicherzustellen, dass es die rechtliche Strategie unterstützt.
- Vermeiden Sie Rechtsberatung: Diskutieren Sie nicht die rechtlichen Details des Falles. Das ist die Aufgabe des Anwalts.
- Bleiben Sie professionell: Kritisieren Sie nicht das Einwanderungssystem, die Regierung oder die beteiligten Beamten.
- Lesen Sie Korrektur: Ein fehlerfreier Brief wirkt professioneller und wird ernster genommen.
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