Strategien zur Beruhigung während einer Panikattacke

Den Körper wieder unter Kontrolle bringen: Physische Sofortmaßnahmen

Eine Panikattacke ist eine intensive körperliche und emotionale Reaktion. Das Herz rast, der Atem wird flach, Schwindel kann einsetzen und ein Gefühl der drohenden Katastrophe überkommt einen. In diesen ersten, überwältigenden Momenten ist es entscheidend, den Fokus auf den Körper zu lenken. Das Ziel ist es, das sympathische Nervensystem (den „Kampf-oder-Flucht“-Modus) zu dämpfen und das parasympathische Nervensystem zu aktivieren, das für Ruhe und Erholung zuständig ist.

Die 4-7-8-Atemtechnik: Ein Anker im Sturm

Eine der effektivsten Methoden, um die physiologische Reaktion zu beeinflussen, ist die kontrollierte Atmung. Die 4-7-8-Technik ist einfach zu erlernen und äußerst wirksam:

  • Schritt 1: Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Atmen Sie vollständig durch den Mund aus und machen Sie dabei ein hörbares „Wusch“-Geräusch.
  • Schritt 2: Schließen Sie den Mund und atmen Sie leise durch die Nase ein, während Sie innerlich bis vier zählen.
  • Schritt 3: Halten Sie den Atem an und zählen Sie innerlich bis sieben.
  • Schritt 4: Atmen Sie wieder vollständig und hörbar durch den Mund aus, während Sie innerlich bis acht zählen.

Wiederholen Sie diesen Zyklus drei- bis viermal. Die verlängerte Ausatmung signalisiert dem Gehirn, dass die Gefahr vorüber ist, verlangsamt den Herzschlag und hilft, das Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen.

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

Während einer Panikattacke verkrampft sich der Körper oft unwillkürlich. Die Progressive Muskelentspannung (PME) hilft, diese Anspannung bewusst abzubauen und den Fokus von den panischen Gedanken wegzulenken.

Beginnen Sie bei den Füßen und arbeiten Sie sich langsam nach oben vor:

  1. Füße und Waden: Spannen Sie die Muskeln in Ihren Füßen und Waden fest an, indem Sie die Zehen krallen und die Fersen nach unten drücken. Halten Sie die Spannung für 5-10 Sekunden.
  2. Loslassen: Lösen Sie die Spannung abrupt und spüren Sie, wie die Wärme und Entspannung in die Muskeln strömt. Konzentrieren Sie sich für 15-20 Sekunden auf dieses Gefühl.
  3. Oberschenkel und Gesäß: Fahren Sie mit den Oberschenkeln und dem Gesäß fort. Anspannen, halten, loslassen.
  4. Bauch und Brust: Spannen Sie die Bauchmuskeln an, als ob Sie einen Schlag erwarten. Halten, loslassen.
  5. Arme und Hände: Ballen Sie die Hände zu Fäusten und spannen Sie Bizeps und Trizeps an. Halten, loslassen.
  6. Schultern und Nacken: Ziehen Sie die Schultern hoch zu den Ohren. Halten, loslassen.
  7. Gesicht: Rümpfen Sie die Nase, kneifen Sie die Augen zusammen und spannen Sie den Kiefer an. Halten, loslassen.

Dieser Prozess lenkt nicht nur ab, sondern macht Sie auch sensibler für den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung, was Ihnen hilft, körperliche Stresssignale früher zu erkennen.

Die Gedanken umleiten: Mentale Strategien zur Erdung

Eine Panikattacke wird oft von katastrophisierenden Gedanken begleitet: „Ich bekomme einen Herzinfarkt“, „Ich verliere die Kontrolle“, „Ich werde verrückt“. Mentale Techniken zielen darauf ab, diesen Gedankenkreislauf zu durchbrechen und die Aufmerksamkeit auf die neutrale Realität der Gegenwart zu richten.

Die 5-4-3-2-1-Methode: Zurück in die Gegenwart

Diese Achtsamkeitsübung ist ein mächtiges Werkzeug, um sich im Hier und Jetzt zu verankern. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und identifizieren Sie bewusst:

  • Fünf Dinge, die Sie sehen können (z. B. ein Bild an der Wand, die Maserung des Tisches, die Farbe des Teppichs).
  • Vier Dinge, die Sie fühlen können (z. B. die Textur Ihrer Kleidung, die glatte Oberfläche Ihres Handys, die Kühle der Tischplatte).
  • Drei Dinge, die Sie hören können (z. B. das Ticken einer Uhr, ein entferntes Auto, Ihren eigenen Atem).
  • Zwei Dinge, die Sie riechen können (z. B. der Duft von Kaffee, das Parfüm an Ihrem Handgelenk).
  • Eine Sache, die Sie schmecken können (z. B. der Nachgeschmack Ihres Getränks, der neutrale Geschmack in Ihrem Mund).

Diese Methode zwingt das Gehirn, sich auf konkrete sensorische Informationen zu konzentrieren, was den Raum für panische Gedanken verringert.

Akzeptanz statt Kampf

Der Versuch, eine Panikattacke gewaltsam zu unterdrücken, kann sie paradoxerweise verschlimmern. Eine hilfreichere Haltung ist die der radikalen Akzeptanz. Sprechen Sie innerlich oder leise zu sich selbst:

„Okay, das ist eine Panikattacke. Ich hatte das schon einmal und es ist immer vorübergegangen. Die Gefühle sind extrem unangenehm, aber sie sind nicht gefährlich. Ich bin in Sicherheit. Ich erlaube diesen Wellen der Angst, durch mich hindurchzufließen, ohne mich von ihnen mitreißen zu lassen.“

Diese Haltung reduziert den inneren Widerstand und den zusätzlichen Stress, der durch den Kampf gegen die Symptome entsteht.

Vorbereitung und langfristige Bewältigung

Während die oben genannten Techniken als Soforthilfe dienen, ist die langfristige Prävention ebenso wichtig, um die Häufigkeit und Intensität von Panikattacken zu reduzieren.

Einen „Notfallkoffer“ für die Sinne zusammenstellen

Bereiten Sie eine kleine Tasche oder Box mit Gegenständen vor, die Ihre Sinne ansprechen und Sie erden können. Dies kann ein Gefühl der Sicherheit und Vorbereitung vermitteln. Mögliche Inhalte sind:

  • Riechen: Ein kleines Fläschchen mit beruhigendem ätherischem Öl wie Lavendel oder Kamille.
  • Schmecken: Ein sehr saures Bonbon oder ein scharfer Kaugummi. Der intensive Geschmack kann den Fokus sofort umlenken.
  • Fühlen: Ein glatter Stein, ein „Igelball“ zur Massage oder ein Stück weicher Stoff.
  • Hören: Kopfhörer mit einer vorbereiteten Playlist mit beruhigender Musik oder einem geführten Meditationspodcast.
  • Sehen: Ein Foto eines geliebten Menschen oder eines Ortes, an dem Sie sich sicher und glücklich fühlen.

Lebensstil-Anpassungen als Fundament

Ein gesunder Lebensstil kann die allgemeine Anfälligkeit für Angst und Panik erheblich senken. Achten Sie auf:

  • Regelmäßige Bewegung: Sport baut Stresshormone ab und setzt Endorphine frei.
  • Ausreichend Schlaf: Schlafmangel ist ein bekannter Auslöser für Angstzustände.
  • Reduzierung von Stimulanzien: Koffein, Nikotin und Alkohol können das Nervensystem überreizen und Panikattacken begünstigen.
  • Professionelle Hilfe: Wenn Panikattacken Ihr Leben stark beeinträchtigen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut kann Ihnen Techniken wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) beibringen, die als sehr wirksam bei der Behandlung von Panikstörungen gilt.

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