
Lorbeer richtig schneiden: So gedeiht Ihr Strauch prächtig
Warum der richtige Schnitt für Lorbeer entscheidend ist
Lorbeersträucher, insbesondere der beliebte Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus), sind für ihr schnelles Wachstum und ihr dichtes, immergrünes Laub bekannt. Doch gerade diese Wuchsfreude macht einen regelmäßigen Schnitt unerlässlich. Ohne gezielte Pflegemaßnahmen können die Sträucher von innen verkahlen, aus der Form geraten oder zu dominant im Garten werden. Ein fachgerechter Rückschnitt dient nicht nur der Ästhetik, sondern fördert auch die Gesundheit der Pflanze. Er sorgt für eine bessere Luftzirkulation im Inneren des Strauches, was die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten wie die Schrotschusskrankheit reduziert. Zudem wird durch das Entfernen alter und kranker Triebe die Vitalität des Lorbeers gestärkt und die Bildung neuer, kräftiger Triebe angeregt.
Der optimale Zeitpunkt für den Lorbeerschnitt
Der Zeitpunkt des Schnitts hat großen Einfluss auf die Reaktion der Pflanze. Grundsätzlich gibt es zwei ideale Zeitfenster im Jahr für den Rückschnitt von Lorbeerhecken und Solitärsträuchern.
Hauptschnitt im späten Frühjahr
Der wichtigste Schnitt des Jahres sollte nach den letzten starken Frösten, typischerweise Ende Mai oder im Juni, erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt hat die Pflanze den ersten Wachstumsschub bereits hinter sich und steckt voller Energie für einen zweiten Austrieb. Ein Schnitt zu dieser Zeit ermöglicht es dem Lorbeer, die entstandenen Schnittwunden schnell zu verschließen und noch in derselben Saison dicht und buschig nachzuwachsen. So bleibt der Strauch den ganzen Sommer und Winter über in einer ansprechenden Form.
Korrekturschnitt im Spätsommer
Ein zweiter, leichterer Schnitt kann Ende August bis Anfang September vorgenommen werden. Dieser dient hauptsächlich dazu, die Form zu korrigieren und über den Sommer entstandene, übermäßig lange Triebe zu kürzen. Vermeiden Sie es, nach Mitte September zu schneiden. Zu spät im Jahr durchgeführte Schnitte regen einen Neuaustrieb an, der vor dem Winter nicht mehr ausreichend ausreifen kann. Diese jungen, weichen Triebe sind extrem frostempfindlich und würden im Winter erfrieren, was die Pflanze schwächt.
Das richtige Werkzeug und die Vorbereitung
Die Qualität des Werkzeugs ist entscheidend für saubere Schnitte und die Gesundheit der Pflanze. Stumpfe oder ungeeignete Werkzeuge quetschen die Triebe und hinterlassen ausgefranste Wunden, die schlecht heilen und Eintrittspforten für Krankheitserreger sind.
- Manuelle Heckenschere oder Bypass-Gartenschere: Für den präzisen Schnitt von einzelnen Trieben und Blättern ist eine scharfe Bypass-Gartenschere die beste Wahl. Im Gegensatz zu Amboss-Scheren, die quetschen, schneidet sie wie eine Schere. Für größere Flächen an einer Hecke ist eine manuelle Heckenschere ideal. Sie ermöglicht es, gezielt zwischen den Blättern zu schneiden, anstatt sie zu zerteilen.
- Elektrische Heckenschere: Sie ist zwar schnell, aber für Lorbeer nur bedingt zu empfehlen. Ihre schnell rotierenden Messer zerfetzen die großen Blätter des Lorbeers, was zu unschönen, braunen und trockenen Blatträndern führt. Wenn Sie sie dennoch verwenden, planen Sie einen anschließenden „Putzgang“ mit der manuellen Schere ein, um die zerteilten Blätter zu entfernen.
- Astschere und Säge: Für dickere Äste, die bei einem Verjüngungsschnitt anfallen, benötigen Sie eine robuste Astschere mit langen Hebelarmen oder eine scharfe Baumsäge.
Wichtiger Hinweis zur Hygiene: Desinfizieren Sie Ihre Werkzeuge vor dem Gebrauch, insbesondere wenn Sie zuvor kranke Pflanzen geschnitten haben. Ein einfaches Abreiben der Klingen mit Spiritus oder Desinfektionsmittel verhindert die Übertragung von Krankheiten.
Schnitttechniken für jeden Zweck
Der jährliche Erhaltungsschnitt
Dies ist die Standardpflege für einen gesunden, formschönen Strauch. Gehen Sie dabei systematisch vor:
- Totes und krankes Holz entfernen: Inspizieren Sie den Strauch und schneiden Sie alle abgestorbenen, beschädigten oder sichtbar kranken Äste bis ins gesunde Holz zurück.
- Auslichten: Um Licht und Luft ins Innere zu bringen, entfernen Sie einige ältere, dicht stehende Triebe direkt an der Basis oder leiten Sie sie auf einen jüngeren Seitentrieb um. Schneiden Sie auch nach innen wachsende oder sich kreuzende Äste heraus.
- In Form bringen: Kürzen Sie nun die äußeren Triebe, um die gewünschte Größe und Form zu erreichen. Schneiden Sie dabei immer kurz über einem nach außen weisenden Blatt oder einer Knospe. Dies fördert das Wachstum in die gewünschte Richtung und verhindert, dass neue Triebe ins Innere des Strauches wachsen.
Der Formschnitt für Hecken
Eine dichte Lorbeerhecke erfordert einen speziellen Schnitt. Um zu verhindern, dass die unteren Bereiche durch Lichtmangel verkahlen, sollte eine Hecke immer leicht trapezförmig geschnitten werden – also an der Basis etwas breiter als an der Krone. Diese A-Form stellt sicher, dass auch die unteren Blätter genügend Sonnenlicht erhalten. Spannen Sie bei längeren Hecken eine Schnur als Führung, um eine gerade Linie zu gewährleisten.
Der radikale Verjüngungsschnitt
Ist ein Lorbeerstrauch über viele Jahre vernachlässigt worden, ist er oft innen kahl und hat eine unschöne Form. Glücklicherweise ist Lorbeer extrem schnittverträglich und kann radikal verjüngt werden. Der beste Zeitpunkt hierfür ist das frühe Frühjahr (Ende Februar/Anfang März). Schneiden Sie dabei alle Haupttriebe auf eine Höhe von 30 bis 50 Zentimetern über dem Boden zurück. Dieser drastische Eingriff, auch „auf den Stock setzen“ genannt, regt die schlafenden Augen an der Basis der Pflanze an, kräftig und buschig neu auszutreiben. Auch wenn der Strauch danach kahl aussieht, wird er sich innerhalb einer Vegetationsperiode erholen und dichter als zuvor nachwachsen.
Pflege nach dem Schnitt
Ein Rückschnitt ist für die Pflanze immer ein Stressfaktor. Mit der richtigen Nachsorge unterstützen Sie eine schnelle Regeneration.
- Wässern: Gießen Sie den Lorbeer nach dem Schnitt, insbesondere nach einem radikalen Verjüngungsschnitt, gründlich. Eine gute Wasserversorgung ist für den Neuaustrieb essenziell.
- Düngen: Eine Gabe Kompost oder ein organischer Langzeitdünger im Frühjahr versorgt die Pflanze mit den nötigen Nährstoffen, um kräftige neue Triebe zu bilden.
- Mulchen: Eine Schicht Rindenmulch um den Strauch herum hält die Feuchtigkeit im Boden, unterdrückt Unkraut und verbessert die Bodenstruktur.
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