
Krätze erfolgreich behandeln: Ein umfassender Leitfaden
Die Diagnose: Der erste Schritt zur Heilung
Der Verdacht auf Krätze (Skabies) erfordert immer eine ärztliche Abklärung. Selbstdiagnosen sind oft unzuverlässig und können zu einer Verzögerung der richtigen Behandlung führen. Ein Arzt kann die Diagnose in der Regel durch eine körperliche Untersuchung stellen. Typische Anzeichen sind ein quälender Juckreiz, der sich besonders nachts und bei Wärme verstärkt, sowie sichtbare Hautveränderungen.
Zu den charakteristischen Hautsymptomen gehören:
- Milbengänge: Feine, komma- oder tunnelförmige, leicht erhabene Linien auf der Haut. Hier gräbt sich die weibliche Milbe ein, um ihre Eier abzulegen. Bevorzugte Stellen sind die Fingerzwischenräume, Handgelenke, Achselhöhlen, Genitalbereich und die Brustwarzenhöfe.
- Hautausschlag: Kleine rote Papeln, Pusteln oder Bläschen, die oft symmetrisch am Körper auftreten. Diese sind eine allergische Reaktion des Körpers auf die Milben, ihre Eier und ihren Kot.
- Kratzspuren: Aufgrund des intensiven Juckreizes kommt es häufig zu aufgekratzten Hautstellen, die sich sekundär bakteriell infizieren können.
Der Arzt kann zur Absicherung der Diagnose eine Hautprobe entnehmen (Dermatoskopie oder Abkratzen der Haut) und diese mikroskopisch auf Milben, Eier oder Kot untersuchen.
Medizinische Behandlungsoptionen
Die Behandlung der Krätze zielt darauf ab, alle Milben und ihre Eier abzutöten. Dies geschieht in der Regel mit speziellen Medikamenten, die entweder auf die Haut aufgetragen (topisch) oder eingenommen (systemisch) werden.
Topische Behandlungen: Cremes und Salben
Die Standardtherapie ist die Anwendung einer Creme mit dem Wirkstoff Permethrin (5 %). Diese ist hochwirksam und in der Regel gut verträglich. Die korrekte Anwendung ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung.
Anwendungshinweise für Permethrin-Creme:
- Die Creme muss auf den gesamten Körper vom Kieferknochen abwärts aufgetragen werden. Vergessen Sie dabei keine Stellen wie die Finger- und Zehenzwischenräume, die Haut unter den Nägeln, die Genitalien und die Gesäßfalte.
- Bei Säuglingen und älteren Menschen kann es notwendig sein, auch den Kopf und das Gesicht (unter Aussparung der Mund- und Augenpartie) mitzubehandeln. Halten Sie hierzu ärztliche Rücksprache.
- Die Creme sollte auf trockener, kühler Haut aufgetragen werden, also nicht direkt nach einem heißen Bad.
- Die Einwirkzeit beträgt in der Regel 8 bis 12 Stunden, am besten über Nacht.
- Nach der Einwirkzeit wird die Creme durch Duschen oder Baden gründlich abgewaschen.
- Werden die Hände innerhalb der Einwirkzeit gewaschen, muss die Creme dort erneut aufgetragen werden.
In manchen Fällen, etwa bei Resistenzen oder Unverträglichkeiten, können auch andere Wirkstoffe wie Benzylbenzoat oder Crotamiton zum Einsatz kommen.
Orale Medikation: Tabletten gegen Krätze
Als Alternative zur topischen Behandlung, insbesondere bei schweren Verläufen (z.B. Scabies crustosa), bei Epidemien in Gemeinschaftseinrichtungen oder wenn eine äußerliche Anwendung schwierig ist, kann der Arzt Tabletten mit dem Wirkstoff Ivermectin verschreiben. Die Tabletten werden nach Körpergewicht dosiert und eingenommen. Oft wird eine zweite Dosis nach ein bis zwei Wochen empfohlen, um auch die nach der ersten Einnahme geschlüpften Larven abzutöten.
Umfassende Umgebungsreinigung: Ein entscheidender Faktor
Die medizinische Behandlung allein ist nicht ausreichend. Um eine Wiederansteckung (Reinfestation) zu verhindern, müssen parallel zur Körperbehandlung umfangreiche Hygienemaßnahmen durchgeführt werden. Krätzmilben können außerhalb des menschlichen Körpers etwa 24 bis 48 Stunden überleben.
Waschen und Trocknen
Sämtliche Bettwäsche, Kleidung und Handtücher, die in den letzten drei Tagen vor der Behandlung benutzt wurden, müssen bei einer Temperatur von mindestens 50°C gewaschen werden. Anschließend sollten die Textilien idealerweise im Wäschetrockner bei hoher Temperatur getrocknet oder heiß gebügelt werden.
Nicht waschbare Gegenstände
Gegenstände, die nicht gewaschen werden können (z.B. Stofftiere, Schuhe, bestimmte Mäntel), sollten für mindestens 72 Stunden, besser noch für eine Woche, in einem fest verschlossenen Plastiksack luftdicht verpackt werden. In dieser Zeit sterben die Milben aufgrund des fehlenden Wirts ab.
Staubsaugen
Polstermöbel, Teppiche und Matratzen sollten gründlich abgesaugt werden. Der Staubsaugerbeutel sollte danach sofort entsorgt werden, indem er in einem weiteren Plastikbeutel verschlossen in den Hausmüll gegeben wird.
Die Behandlung von Kontaktpersonen
Einer der häufigsten Gründe für ein Therapieversagen ist der sogenannte „Ping-Pong-Effekt“, bei dem man sich bei einer unbehandelten Kontaktperson immer wieder neu ansteckt. Daher ist es unerlässlich, dass alle engen Kontaktpersonen gleichzeitig mitbehandelt werden. Dazu gehören:
- Alle im selben Haushalt lebenden Personen
- Sexualpartner
- Enge Freunde oder Verwandte mit intensivem Körperkontakt
Die Mitbehandlung muss auch dann erfolgen, wenn diese Personen (noch) keine Symptome zeigen, da die Inkubationszeit bis zu sechs Wochen betragen kann.
Nachsorge und was zu erwarten ist
Auch nach einer erfolgreichen Behandlung kann der Juckreiz noch für zwei bis vier Wochen anhalten. Dies ist normal und kein Zeichen für ein Scheitern der Therapie. Der Juckreiz ist eine allergische Reaktion des Immunsystems auf die abgestorbenen Milben und deren Überreste in der Haut. Zur Linderung können vom Arzt verordnete Antihistaminika oder milde Kortisoncremes helfen. Reichhaltige, feuchtigkeitsspendende Hautlotionen unterstützen die Regeneration der gereizten Haut. Ein erneuter Arztbesuch ist dann notwendig, wenn nach drei bis vier Wochen neue Milbengänge auftreten oder der Juckreiz wieder stärker wird.
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