
Blockflöte spielen lernen: Ein umfassender Leitfaden für Anfänger
Die Grundlagen des Blockflötenspiels
Die Blockflöte ist ein wunderbares Einstiegsinstrument, das den Weg in die Welt der Musik ebnet. Bevor Sie jedoch Ihre erste Melodie spielen können, gibt es einige wichtige Grundlagen zu beachten, die den Grundstein für Ihren Erfolg legen. Dazu gehören die Auswahl des richtigen Instruments sowie die korrekte Haltung und Atemtechnik.
Die Wahl der richtigen Blockflöte
Auf den ersten Blick sehen viele Blockflöten gleich aus, doch es gibt feine Unterschiede, die Ihr Spielerlebnis stark beeinflussen können. Die gängigste Wahl für Anfänger ist die Sopranblockflöte in C. Achten Sie beim Kauf auf die Griffweise:
- Barocke Griffweise: Dies ist der internationale Standard und wird für die meiste Blockflötenliteratur verwendet. Sie erkennen sie oft daran, dass das vierte Loch von oben kleiner ist als das fünfte. Für langfristiges Lernen ist diese Griffweise die beste Wahl.
- Deutsche Griffweise: Diese wurde entwickelt, um das Greifen des Tones F zu vereinfachen. Allerdings führt sie bei anderen Tönen, insbesondere bei Halbtönen, zu Intonationsproblemen. Sie ist für den schnellen Einstieg vielleicht verlockend, aber für ernsthaftes Spielen weniger geeignet.
Auch das Material spielt eine Rolle. Blockflöten aus Kunststoff sind robust, pflegeleicht und preisgünstig – ideal für die ersten Schritte und für Kinder. Instrumente aus Holz bieten einen wärmeren, reicheren Klang, erfordern aber mehr Pflege, wie zum Beispiel regelmäßiges Ölen, und sind teurer. Für den Anfang ist eine hochwertige Kunststoffflöte eine ausgezeichnete Wahl.
Die richtige Haltung und Atemtechnik
Eine entspannte Haltung ist entscheidend für ein angenehmes Spiel und einen guten Klang. Setzen oder stellen Sie sich gerade hin und halten Sie die Schultern locker. Die Blockflöte wird in einem Winkel von etwa 45 Grad zum Körper gehalten. Die linke Hand gehört immer nach oben, also näher zum Mundstück, während die rechte Hand den unteren Teil des Instruments stützt und die unteren Tonlöcher bedient.
Die Tonerzeugung bei der Blockflöte kommt nicht durch starkes Pusten, sondern durch einen sanften, gleichmäßigen Luftstrom. Stellen Sie sich vor, Sie hauchen auf eine Fensterscheibe, um sie zu beschlagen. Genau diese Art von warmer, kontrollierter Luft ist erforderlich. Ein zu starker Luftdruck führt zu einem schrillen, unangenehmen Pfeifen.
Um Töne sauber voneinander zu trennen, verwenden Musiker den sogenannten Zungenstoß. Formen Sie mit Ihrer Zunge ein leises „Tü“ oder „Dü“ am Gaumen, direkt hinter den oberen Schneidezähnen. Jeder Ton beginnt mit diesem sanften Impuls. Dies verhindert, dass die Töne ineinander „verschwimmen“ und verleiht Ihrer Melodie eine klare Struktur.
Ihre ersten Melodien auf der Blockflöte
Nachdem Sie mit der Haltung und Atmung vertraut sind, ist es Zeit für die ersten Töne. Das Geheimnis eines klaren Tons liegt darin, die Tonlöcher vollständig mit den Fingerkuppen abzudecken. Achten Sie darauf, nicht die Fingerspitzen zu verwenden, sondern die flache, fleischige Partie Ihrer Finger. Schon eine winzige Lücke kann dazu führen, dass der Ton quietscht oder gar nicht erst erklingt.
Die Griffweise verstehen: Die linke Hand
Die ersten Töne werden typischerweise nur mit der linken Hand gespielt. Der Daumen der linken Hand (Finger 0) deckt immer das Tonloch auf der Rückseite ab. Die weiteren Finger werden von oben nach unten gezählt:
- Ton H: Decken Sie das hintere Daumenloch und das oberste Loch auf der Vorderseite mit dem linken Zeigefinger ab.
- Ton A: Decken Sie zusätzlich zum Ton H das zweite Loch von oben mit dem linken Mittelfinger ab.
- Ton G: Decken Sie zusätzlich zum Ton A das dritte Loch von oben mit dem linken Ringfinger ab.
Üben Sie den Wechsel zwischen diesen drei Tönen. Heben und senken Sie Ihre Finger langsam und achten Sie darauf, dass die nicht benötigten Finger entspannt in der Nähe der Tonlöcher schweben. Spielen Sie jeden Ton lange und lauschen Sie auf seine Qualität. Ist er klar und stabil?
Erweiterung des Tonumfangs: Die rechte Hand
Sobald Sie die Töne H, A und G sicher beherrschen, kommt die rechte Hand ins Spiel, um tiefere Töne zu erzeugen. Die Finger der rechten Hand bedienen die unteren vier Tonlöcher. Die linke Hand bleibt dabei in der Position für den Ton G (alle drei oberen Löcher und das Daumenloch sind bedeckt).
- Ton F: Halten Sie den Griff für G und decken Sie zusätzlich das vierte Loch von oben mit dem rechten Zeigefinger ab.
- Ton E: Halten Sie den Griff für F und decken Sie zusätzlich das fünfte Loch mit dem rechten Mittelfinger ab.
- Ton D: Halten Sie den Griff für E und decken Sie zusätzlich das sechste Loch mit dem rechten Ringfinger ab.
- Ton C (tiefes C): Dies ist oft der schwierigste Ton für Anfänger. Halten Sie den Griff für D und decken Sie zusätzlich das unterste, siebte Loch mit dem rechten kleinen Finger ab. Alle Löcher müssen nun perfekt geschlossen sein. Atmen Sie besonders sanft, um diesen tiefen Ton zu erzeugen.
Mit diesen Tönen (C, D, E, F, G, A, H) können Sie bereits die C-Dur-Tonleiter spielen und eine Vielzahl einfacher Kinderlieder und Volksweisen interpretieren.
Vom Anfänger zum fortgeschrittenen Spieler
Konstanz ist der Schlüssel zum Erfolg. Statt einmal pro Woche eine Stunde lang zu üben, erzielen Sie bessere Ergebnisse mit täglichen, kurzen Einheiten von 15 bis 20 Minuten. So bauen Sie Muskelerinnerung in den Fingern auf und verbessern stetig Ihre Atemkontrolle.
Eine effektive Übungsroutine
Eine gute Übungseinheit könnte wie folgt strukturiert sein:
- Aufwärmen (5 Minuten): Spielen Sie lange, gehaltene Töne. Beginnen Sie mit dem Ton G und arbeiten Sie sich langsam die Tonleiter auf und ab. Konzentrieren Sie sich voll und ganz auf einen sauberen, stabilen Klang.
- Technische Übungen (5 Minuten): Üben Sie Tonleitern, zum Beispiel die C-Dur-Tonleiter (C-D-E-F-G-A-H und wieder abwärts). Spielen Sie sie zuerst langsam und steigern Sie das Tempo allmählich. Konzentrieren Sie sich auf saubere Fingerwechsel.
- Stücke üben (10 Minuten): Nehmen Sie sich ein einfaches Lied vor. Ein Klassiker wie „Hänschen klein“ ist ideal für den Anfang. Die Töne sind: G-E-E | F-D-D | C-D-E-F-G-G-G. Spielen Sie die Melodie zuerst sehr langsam, um die Griffe zu verinnerlichen.
Pflege und Wartung Ihrer Blockflöte
Eine gute Pflege sorgt dafür, dass Ihre Blockflöte lange gut klingt und hygienisch bleibt. Nach jedem Spielen sammelt sich Kondenswasser im Inneren des Instruments. Zerlegen Sie die Flöte (falls sie mehrteilig ist) und ziehen Sie einen Wischerstab mit einem sauberen Tuch (z.B. aus Baumwolle oder Leinen) hindurch. Wischen Sie auch das Mundstück außen ab.
Lassen Sie die Teile an der Luft trocknen, bevor Sie sie wieder zusammensetzen und in die Tasche legen. Dies beugt Schimmelbildung vor. Holzblockflöten benötigen zusätzliche Pflege: Sie sollten etwa einmal im Monat von innen mit speziellem Blockflötenöl behandelt werden, um das Holz vor Feuchtigkeit zu schützen und den Klang zu erhalten. Beachten Sie hierzu die Anweisungen des Herstellers.
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