Bauchnabelpiercing selber stechen: Eine detaillierte Anleitung

Vorbereitung ist Alles: Was Sie vor dem Stechen wissen müssen

Ein Bauchnabelpiercing ist ein ästhetischer Eingriff in den eigenen Körper, der nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Obwohl der Gedanke verlockend sein mag, diesen Schritt selbst zu Hause durchzuführen, um Kosten zu sparen oder aus reiner Neugier, ist es unerlässlich, die damit verbundenen Risiken zu verstehen. Eine professionelle Durchführung in einem Piercingstudio ist immer die sicherste Wahl. Ein Piercer verfügt über die nötige Erfahrung, eine sterile Umgebung und das Wissen über die menschliche Anatomie, um Komplikationen zu minimieren.

Risiken und Überlegungen

Das eigenständige Stechen eines Bauchnabelpiercings birgt erhebliche Gefahren. Zu den häufigsten Komplikationen gehören:

  • Infektionen: Eine nicht sterile Umgebung, unsaubere Hände oder ungeeignetes Equipment können schwere bakterielle Infektionen verursachen. Diese können von lokaler Rötung und Eiterbildung bis hin zu systemischen Infektionen reichen, die ärztlich behandelt werden müssen.
  • Falsche Platzierung: Ohne Erfahrung ist es schwierig, den richtigen Winkel und die richtige Tiefe zu treffen. Ein zu oberflächlich gestochenes Piercing kann herauswachsen, während ein zu tiefes Piercing Nerven oder Blutgefäße verletzen und die Heilung extrem erschweren kann.
  • Schmuckabstoßung und Migration: Der Körper kann das Schmuckstück als Fremdkörper ansehen und versuchen, es abzustoßen. Dies führt dazu, dass das Piercing langsam an die Hautoberfläche wandert (Migration) und schließlich herauswächst, was oft eine unschöne Narbe hinterlässt.
  • Narbengewebe: Unsachgemäßes Stechen oder Komplikationen während der Heilung können zu überschüssiger Narbenbildung (Keloiden) führen.
  • Allergische Reaktionen: Die Verwendung von billigem Schmuck aus Materialien wie Nickel kann starke allergische Reaktionen hervorrufen, die den Heilungsprozess zunichtemachen.

Wenn Sie sich trotz dieser Risiken für den DIY-Weg entscheiden, ist eine akribische Vorbereitung der Schlüssel zur Risikominimierung.

Die richtige Ausrüstung zusammenstellen

Verwenden Sie niemals eine Näh- oder Sicherheitsnadel. Diese sind nicht hohl, reißen das Gewebe auf statt es sauber zu durchstechen und sind nicht steril. Eine professionelle Ausrüstung ist unerlässlich:

  • Sterile Piercingnadel: Eine hohle, scharf geschliffene und einzeln steril verpackte Piercingnadel in der passenden Stärke (typischerweise 14g oder 1.6mm für Bauchnabelpiercings).
  • Steriler Piercingschmuck: Ein Bauchnabelstecker (Banane) aus Titan (ASTM F-136) oder chirurgischem Edelstahl (316LVM). Diese Materialien sind biokompatibel und minimieren das Risiko von Allergien.
  • Sterile Handschuhe: Ein Paar Einweghandschuhe, um die Übertragung von Keimen zu verhindern.
  • Hautdesinfektionsmittel: Ein Antiseptikum wie Octenisept oder eine ähnliche Lösung zur Desinfektion der Haut. Vermeiden Sie aggressiven Alkohol oder Wasserstoffperoxid.
  • Markierungsstift: Ein hautfreundlicher Stift, um die Ein- und Austrittspunkte präzise zu markieren.
  • Piercing-Klemme (Forceps): Eine sterile Einweg- oder autoklavierte Zange, um die Hautfalte zu fixieren. Dies sorgt für einen geraden Stich und stabilisiert den Bereich.

Der Stechvorgang: Schritt-für-Schritt Anleitung

Den Bereich vorbereiten und markieren

Die Vorbereitung der zu piercenden Stelle ist ein kritischer Schritt. Nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit.

  1. Hände waschen: Waschen Sie Ihre Hände gründlich mit antibakterieller Seife.
  2. Arbeitsfläche desinfizieren: Reinigen Sie die Oberfläche, auf der Sie Ihre Ausrüstung ablegen.
  3. Haut reinigen: Ziehen Sie die sterilen Handschuhe an. Sprühen Sie das Desinfektionsmittel großzügig auf ein sauberes Tuch oder Wattepad und reinigen Sie den gesamten Nabelbereich sorgfältig.
  4. Markierung setzen: Stellen Sie sich entspannt vor einen Spiegel. Markieren Sie mit dem Stift den gewünschten Punkt oberhalb der Nabelöffnung (Einstichpunkt) und den entsprechenden Punkt innerhalb des Nabels (Austrittspunkt). Überprüfen Sie die Symmetrie und den Abstand. Die Punkte sollten vertikal übereinander liegen und genügend Gewebe zwischen sich haben (ca. 1 cm).

Die Haut fixieren und den Stich durchführen

Dies ist der entscheidende Moment. Bewahren Sie Ruhe und handeln Sie entschlossen.

Setzen Sie die Piercing-Klemme so an, dass die markierten Punkte in den Öffnungen der Zange sichtbar sind. Die Klemme hilft, die Hautfalte zu isolieren und zu stabilisieren. Atmen Sie tief ein. Während Sie langsam und vollständig ausatmen, führen Sie die sterile Nadel in einer schnellen, flüssigen Bewegung durch den markierten Einstichpunkt, durch das Gewebe und aus dem Austrittspunkt heraus. Zögern Sie nicht, denn eine langsame Bewegung verursacht mehr Schmerzen und kann das Gewebe stärker traumatisieren.

Das Schmuckstück einsetzen

Ziehen Sie die Nadel nicht vollständig heraus. Die meisten Piercingnadeln sind so konzipiert, dass das Schmuckstück direkt angesetzt werden kann. Halten Sie das Ende des Piercingstabes an das hohle Ende der Nadel und schieben Sie das Schmuckstück in den Stichkanal, während Sie die Nadel gleichzeitig auf der anderen Seite herausziehen. Dieser nahtlose Übergang ist die schonendste Methode. Sobald der Schmuck vollständig platziert ist, schrauben Sie die obere Kugel fest auf.

Nachsorge und Heilung: So pflegen Sie Ihr neues Piercing richtig

Der Stich ist nur der erste Schritt. Die richtige Pflege in den folgenden Monaten entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des Piercings.

Die ersten Wochen: Kritische Heilungsphase

Die Heilungszeit für ein Bauchnabelpiercing ist lang und kann zwischen 6 und 12 Monaten dauern. In den ersten Wochen ist besondere Vorsicht geboten.

  • Reinigung: Reinigen Sie das Piercing zweimal täglich mit einer sterilen Salzlösung (Meersalz ohne Jod in abgekochtem Wasser gelöst) oder einem speziellen Piercing-Pflegespray.
  • Vorgehensweise: Tränken Sie ein Wattepad oder eine Kompresse in der Lösung und halten Sie es für einige Minuten auf das Piercing, um Krusten aufzuweichen. Entfernen Sie anschließend vorsichtig alle Verkrustungen mit einem frischen, feuchten Wattestäbchen.
  • Was zu vermeiden ist: Drehen oder bewegen Sie den Schmuck nicht! Dies reizt den frischen Stichkanal. Vermeiden Sie außerdem das Baden in Schwimmbädern, Whirlpools oder Seen, tragen Sie lockere Kleidung, um Reibung zu verhindern, und schlafen Sie nicht auf dem Bauch.

Anzeichen einer Infektion erkennen

Eine leichte Rötung und Schwellung in den ersten Tagen ist normal. Achten Sie jedoch auf folgende Warnsignale einer Infektion:

  • Stark zunehmende, pochende Schmerzen
  • Gelber oder grüner Ausfluss (Eiter)
  • Unangenehmer Geruch
  • Sich ausbreitende, intensive Rötung
  • Die Haut um das Piercing fühlt sich heiß an
Sollten Sie eines dieser Symptome bemerken, entfernen Sie den Schmuck auf keinen Fall selbst, da dies die Infektion einkapseln könnte. Suchen Sie umgehend einen Arzt auf.

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